Geschichte
Basketball-„Vater“ Bert Peßler lebte „Haferkorn“
„Basketball war sein Leben!“, sein Wirken hat sportliche Wellen in Tsunami-Stärke geschlagen. „Basketball-Vater“ hin oder her, es stellt sich die berechtigte Frage: Gäbe es „Freak City“ in seiner heutigen Ausprägung oder würde „Deutschlands Basketballherz“ woanders schlagen?
Wie wird man „Basketball-Vater“? Ab 1955 wirkte Bert Peßler, dem immer die Basis des Sports wichtig war, als Sportlehrer an der Oberrealschule (heutiges Clavius-Gymnasium), ab 1965 am damals neu errichten Dientzenhofer-Gymnasium und in der Zeit von 1974 bis zu seiner Pensionierung 1989 an der Universität Bamberg, wo er das Sportzentrum leitete. Den ersten Kontakt mit der orangenen Kugel hatte Bert Peßler als Student an der Sportakademie Steingaden und brachte so das schnelle Spiel nach Bamberg. Die Begeisterung kam rasch ins Rollen. Man spielte zunächst auf „selbstgebaute Körbe aus Wasserleitungsrohren und zusammengezimmerten Brettern“. Ende 1955 wurde die Basketballabteilung des 1. FC Bamberg gegründet – nun nahm der steile Aufschwung seinen Lauf – bis zur „Krönung“ im Mai 1970, als der Sprung in die 1. Bundesliga gelang. „Es ist Ihr maßgebliches Verdienst, dass die Region Bamberg sich zu so einer Hochburg entwickelt hat. Ihre Begeisterung für den Basketball haben Sie auf die ganze Stadt übertragen“, fasste der OB Lauer die unvergessenen Jahre treffend bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande zusammen.
Als eine der „Keimzellen“ gilt in dieser beispiellosen Entwicklungsgeschichte einer neuen Sportart das Haferkornturnier. 23.12.1958 (1. Turnier mit drei Teams) – 21.12.2012 (55. Turnier mit 34 Teams), diese Zeitspanne von über fünf Jahrzehnten ist das Lebenswerk von Bert Peßler. Unvergesslich ist das Jahr 1958, das erste Gedächtnisturnier. Die Eröffnung durch den damaligen OStD Pfändtner war eindrucksvoll, das erste Treffen fand am Abend im Schlenkerla-Nebenzimmer statt.
Rückblende 2012: Außergewöhnlicher, minutenlanger Jubel des Dankes, als er bekannt gab, dass er letztmals dieses traditionelle Schulturnier als Hauptverantwortlicher organisiert habe. Eine Welle von Emotionen brach auf den damals 89-Jährigen herein. Das Duo Wagner/Eckert übernahm nun die Hauptverantwortung für das Turnier mit dem Versprechen, die Tradition in seinem Sinne weiter zu führen.
Am 16. Mai 2014 hat ein großes Basketball-Herz aufgehört zu schlagen. Er hatte sein Leben ganz dem Sport verschrieben. Die Sportstadt Bamberg, viele Schüler-Generationen und die „Haferkörner“ haben ihm viel zu verdanken. Sein Wirken ist ein Vermächtnis!
Originaleintrag der ersten Seiten der ledergebundenen „CHRONIK“:
Turnierchronik
In diesem Buch soll künftigen Schülergenerationen der Oberrealschule Bamberg berichtet werden, wie alljährlich einmal die
Basketball-Schulmeister aller Jahrgänge im fairen Wettkampf ihre Kräfte messen - zum Gedächtnis des vorbildlichen Sportlers und Kameraden. Klaus Haferkorn, aus dem Abiturjahrgang 1957 war während seiner Schulzeit ein begeisterter und talentierter Basketballspieler und verhalf seiner Mannschaft, der er sich im vorbildlichen Sportgeist unterordnete, zur Schulmeisterschaft 1956. Seit seinem frühen Tod - er wurde kurz vor Vollendung seines 22.Lebensjahres am 23.4.1958 bei der Ableistung seines technischen Praktikums Opfer eines Betriebsunfalles - werden ihm zu Ehren diese Turniere durchgeführt.
Seit Beginn des Schuljahres 1955/56 findet an der Oberrealschule Bamberg alljährlich ein Basketballturnier der Klassen 6 mit 9 statt. Die Wettkämpfe, von Studienrat Berthold Peßler, Sportlehrer an der Anstalt seit dem 1.9.1955, angeregt und seither durchgeführt, haben gleich von Anfang an starken Widerhall in der Schülerschaft gefunden und die Freude an Spiel und Sport gesteigert.
Die Würde des 1.Schulmeisters errang Weihnachten 1955 die Klasse 9a, unter der Mannschaftsführung von Peter Zumkley, nach einem harten Kampf gegen die Klasse 8b, deren Mannschaft von Werner Voit geführt wurde. Diese Mannschaft, in deren Reihen Klaus Haferkorn mitspielte, wurde dann auch erwartungsgemäß Schulmeister Weihnachten 1956.
In treuer Anhänglichkeit an die alte Schule und um dem nachfolgenden Schulmeister zu beweisen, daß man seinerzeit den Titel zu Recht erworben hat, forderte der Schulmeister von 1955 - inzwischen in Berufsausbildung und Studium stehend - den Meister von 1956 zu einem Vergleichskampf heraus.
Am Sonntag, den 6.1.1957, also noch während der Weihnachtsferien, trafen sich beide Mannschaften in der kalten OR-Turnhalle in folgender Aufstellung:
OR-Meister 1955: | P.Zumkley, F.Bausewein, H.Borchert, D.Knoch |
H.Müller, H.Reske, H.J.Sowade, H.Wildner. | |
OR-Meister 1956: | W.Voit, R.Brunner, D.Derbacher, S.Firsching, |
K.Haferkorn, W.Scharfenberg. |
Das Spiel endete 19:14 für den OR-Meister 1956.
Dieses Spiel begeisterte Wettkämpfer und Zuschauer, ließ liebe Erinnerungen wach werden, förderte persönliche Begegnungen, und wie von selbst bildete sich der Gedanke eine Tradition zu begründen, die dazu beitragen soll, den Schulgeist an der OR Bamberg zu festigen.
So konnte im darauffolgenden Schuljahr Oberstudiendirektor Karl Pfändtner (Anstaltsleiter vom 1.8.1953 bis 28.4.1960) die OR-Meister von 1955, 1956 und 1957 am Freitag, den 27.12.1957 begrüßen. In freundschaftlicher Verbundenheit mit den Mannschaften unserer Anstalt nahm an diesem Turnier auch der Basketballmeister von 1957 des Deutschen Gymnasiums Bamberg teil.
Turniersieger wurde der OR-Meister von 1957 (Mannschaftsführer Dieter Adam).
Im folgenden Jahr, am Dienstag, den 23.12.1958 erklärte Oberstudiendirektor Karl Pfändtner das erneute Zusammentreffen der bisherigen OR-Meister als ein Gedächtnis-Turnier zu Ehren des verstorbenen Klaus Haferkorn für eröffnet.
Damit war der Idee, sich alljährlich in der alten Schule wiederzusehen und sich im sportlichen und freundschaftlichen Kampf zu messen, ein besonderer und verpflichtender Sinn gegeben.
Um das Wissen über das Zustandekommen dieser Gedächtnisspiele den kommenden Generationen zu bewahren und die künftigen Begegnungen zur Pflege der Tradition festzuhalten wurde dieses Buch im November 1960 angelegt.
OR-Bamberg, den 20.Dezember 1960.
Im achten Jahr der Haferkorngeschichte vollzog sich die Trennung der Oberrealschule (OR), verbunden mit zahlreichen Diskussionen und Abstimmungen. Letztlich siegte die Vernunft, der Bruch der Tradition konnte verhindert werden. Die Erfolgsgeschichte als Gemeinschaftsveranstaltung von Dientzenhofer- und Clavius-Gymnasium nahm ihren Lauf! Der Basketball-Boom in Bamberg war entfacht, Glanz und Gloria für dieses Schulturnier, das sich schnell zu einer Institution entwickelte.
Originaleintrag der Seiten 19+20 der ledergebundenen „CHRONIK“:
Seit Beginn des Schuljahres 1965/66 hat Bamberg zwei Oberrealschulen. Damit gehören die Überfüllung, vor allem der Schulunterricht an der OR in der Kapuzinerstraße, der Vergangenheit an. Die neue Schule in der Feldkirchenstraße, die den Namen Dientzenhofer-Gymnasium erhalten soll, beherbergt 500 Schüler, während die Schule in der Kapuzinerstraße, die den Namen Clavius-Gymnasium verliehen bekam, etwa 450 Schüler behalten hat. Die Teilung ließ also zwei voneinander unabhängige Gymnasien entstehen, die vom ersten Tag ihr eigenes schulisches Leben zu entwickeln versuchen. Das gilt auch für den Sport an beiden Schulen. So werden von 1965 an zwei OR-Basketball-Meister nebeneinander stehen.
Das Klaus-Haferkorn-Gedächtnis-Turnier soll nun künftig über den persönlichen Kontakt mit den früheren Abiturienten hinaus ein Bindeglied zwischen den beiden Gymnasien sein, die aus einer gemeinsamen Keimzelle entstanden sind. So wurde in der Vorbesprechung zum 8.Gedächtnisturnier von den Vertretern der Mannschaften beschlossen, dass die Berechtigung zur Teilnahme am Turnier künftig die jahrgangsbeste Mannschaft aus beiden Schulen - weiterhin der OR-Meister genannt, haben soll. Diesmal wird wegen der günstigeren organisatorischen und sportlichen Bedingungen das Turnier in den beiden neuen Turnhallen des Gymnasiums in der Feldkirchenstraße ausgetragen.
Möge unter den neuentstandenen Bedingungen das Turnier als ein sportlicher und kameradschaftlicher Wettkampf weiterleben und den Schulgeist beider Gymnasien sowie den Kontakt zwischen beiden Schulen - zwischen „alter und neuer OR“ - fördern!